Text von Karin Voigt aus dem Katalog Haare und Silikon, 2008 zur Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins Leimen
Barbara Koch arbeitet mit handelsüblichen Produkten vom Baumarkt. Neben Teerprodukten hauptsächlich mit Silikon. Wer dabei nun mehr erotische Werke erwartet, dem sei seine Fantasie unbenommen, auch wenn er enttäuscht sein mag. Wenig erotisch sind die Arbeiten trotzdem von hohem haptischen Reiz und sinnlicher Berührungsneugier. Mit ihrer besonderen Handhabung und Arbeitstechnik erzielt Barbara Koch mit den genannten Materialien eine Ästhetik in ihren Arbeiten, die an Arbeiten von Louise Bourgeois oder Eva Hesse erinnern. Barbara Koch verleiht dem Baumaterial Silikon Leben, zusammen mit den Leuchtpigmenten erreichen die Arbeiten eine Vitalität, die die Sinne intensiviert.
Überrascht wird man durch die Anmut der organoid wirkenden Arbeiten mit brillanter Leuchtkraft, die den Augen schon fast schmerzt. So als wären sie irgendwo in der Natur gewachsen und zum Zeigen nur in Form gebracht. Sie sind aber von synthetischer Herkunft und äußerst präzise geplant. Nichts wird dem Zufall überlassen. Die Wandarbeiten erwecken den Eindruck einer Genesis für die Warteraum-Inszenierung. Die Dyptichen zeigen, fast möchte man meinen bauplanhaft, die Generierung geklonter Zellgebilde, die in den embryonalen Monsterchen zum Ziel geführt werden. Das sind meine Babys, andere bekomme ich nicht, sagt Barbara Koch, während sie die kleinen Silikonobjekte zärtlich mit Babyöl einbalsamiert. Trotz ihrer Monstrosität wirken die Kleinen in ihrer Nacktheit der Welt wie ausgeliefert. Sie benötigen Schutz und Fürsorge.
Die Künstlerin spricht von der Auseinandersetzung mit soziologischen Machtverhältnissen, persönlichen Niederlagen, menschlicher Begrenztheit, Hilflosigkeit und Zerrissenheit. Die Arbeiten zeigen eine existentielle Dimension, sie zwingen uns, den Betrachter zum genauen Hinschauen nicht zum inhaltlichen Fabulieren.
Karin Voigt M.A., Februar 2008
Zur Installation Warteraum IV im Kunstverein Leimen